Landesbühne: Maria Stuart

Maria Stuart, Königin von Schottland, ist seit 19 Jahren in Fotheringhay Castle, einem Anwesen ihrer Cousine Königin Elisabeth von England, inhaftiert. Das Todesurteil wurde bereits gefällt, doch anstatt dieses zu unterzeichnen, übt Elisabeth sich in einer ausdauernden Verzögerungstaktik. Eine verfahrene Situation, deren positiver Ausgang für Maria immer auswegloser erscheint. Doch von vorn: Wie konnte es überhaupt so weit kommen? 1568 floh die schottische Königin aufgrund des Vorwurfs des Ehebruchs und Mordes aus ihrem Land. Auf der Suche nach einem sicheren Zufluchtsort wandte sie sich an ihre Verwandte Elisabeth. Doch statt familiäre Unterstützung zu leisten, nutzte diese die Gunst der Stunde und räumte ihre Cousine vorerst aus dem Weg. Sie 
sieht in ihr nämlich eine direkte Konkurrentin, die – nicht ganz unbegründet – Ansprüche auf den englischen Thron erhebt. Die beiden Frauen stehen im Zentrum politischer Machtverhältnisse und versuchen sich, auf ihre jeweils eigene Weise in diesem männerdominierten Umfeld zu behaupten. Dabei sehen sie sich mit verschiedenenpolitischen Lagern konfrontiert, die – nicht ganz uneigennützig – entweder die Befreiung oder die Hinrichtung der Gefangenen fordern.

Friedrich Schiller entspinnt in seinem weltberühmten Drama über die beiden rivalisierenden Königinnen einen zeitlosen Politthriller. Ungeschönt lässt er das Publikum an Hinterzimmerverhandlungen teilhaben und legt Intrigen und Machtspiele offen. Verstrickungen von Politik, Moral und Macht sind allgegenwärtig. Aber werden die beiden Königinnen tatsächlich vom eigenen Hass und individuellen Machtansprüchen geleitet? Oder ist es vielmehr ihr (politisches) Umfeld, das sie gegeneinander aufhetzt und schließlich zum Äußersten greifen lässt?