Ostfriesische Namen
Ostfriesische Namen kommen in Deutschland immer mehr in Mode! Grund dafür ist der momentane Trend der Eltern, ihren Kindern außergewöhnliche Vornamen zu geben. Und im Friesischen gibt es seit jeher sehr viele ausgefallene, aber dennoch traditionelle Namen. Während das übrige Deutschland bis Ende des 20. Jahrhunderts strikt an "gewöhnlichen" Namen wie Alexander, Heinz usw. festhielt, folgen die Friesen schon seit Jahrhunderten der Idee, ihren Kindern außergewöhnliche Namen zu geben. Deshalb herrschte in Ostfriesland lange Zeit der Brauch, die ersten vier Kinder nach den Großeltern zu benennen. Auf diese Weise wurde das Namensgut über Generationen hinweg in der Familie gehalten. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts lockerte sich diese Tradition wieder. Heute werden die Namen der Großeltern gelegentlich noch als Zweitname an die Kinder weitergegeben. Die Grundregel dieser Namensweitergabe lautet: Innerhalb einer Familie darf kein Vorname verloren gehen. Das bedeutet, dass alle in der Familie vorhandenen Vornamen an die nächste Generation weitergegeben wurden. Der älteste Sohn erhielt in der Regel immer den Vornamen des Großvaters väterlicherseits. Der nächstgeborene Sohn den Vornamen des Großvaters mütterlicherseits. Die älteste Tochter trug den Vornamen der Großmutter väterlicherseits, die Nächstgeborene den Vornamen der Großmutter mütterlicherseits. Die weiteren Kinder erhielten ihre Vornamen nach den Eltern selbst, Geschwistern der Eltern oder anderen nahe stehenden Verwandten.
Napoleon verpflichte die Ostfriesen schließlich vor knapp 200 Jahren per Dekret, Familiennamen zu tragen. Vorher hatten nur Familien mit Besitzstand oder erblichen Ämtern Familiennamen. Sie durften den Familiennamen damals selbst wählen. Die meisten entschieden sich für patronymische Namen, also nach dem Names des Vaters. Janssen von Jan, Gerdes von Gerd, Tammena von Tamme usw. Der Nachname Janssen ist in Ostfriesland übrigens so weit verbreitet, weil Johann und Jan - beides Kurzformen von Johannes - 400 Jahre lang Modenamen waren. Die verschiedenen Schreibweisen von Janssen (hs oder sh oder ß) sind auf Lesefehler- oder Hörfehler zurückzuführen. Was einmal falsch in der Geburtsurkunde stand, musste so stehen bleiben. Urkunde ist Urkunde.
Die Ostfriesen ließen gerne Buchstaben weg, so wurde aus Eckehard schlicht Egge. Mehmet ist die ostfriesische Form von Meinhard und der Name Ikea wurden Mädchen schon genannt, lange bevor das gleichnamige schwedische Möbelhaus gegründet wurde. Ikea kommt von Ike.
Im 16. und 17. Jahrhundert führten viele Ostfriesen so genannte Ökelnamen (Spitznamen), die z.B. auf Berufe oder Wohnort hinwiesen: "Boekhoff" für einen Hof mit Buchen, oder auch zugezogen "van Meppen" oder aber "Krull" für jemand mit Locken.
Einige ostfriesische Namen haben einen germanischen Ursprung und bestanden ursprünglich mal aus zwei sinnvoll zusammengefügten Namenswörter. Damit wurde oft ein Segenswunsch ausgedrückt, zum Beispiel bei "Bernhard" - Sei stark wie ein Bär. Diese Bedeutungen waren später jedoch nicht mehr bekannt und wurden deshalb im Rahmen der vielen Namensveränderungen nicht mehr beachtet. Deshalb gingen diese Gesamtbedeutungen bei vielen insbesondere kurzen ostfriesischen Namen verloren. Zum Teil lassen sich die Vornamen noch einzelnen germanischen Wörtern zuordnen, zum Beispiel der Name Fenna geht auf das germanische Namenswort fenne zurück und bedeutet Mädchen. Besonders ist hierzulande, dass es Gleichförmigkeit männlicher und weiblicher Vornamen gibt, z. B. Eike, Helge, Heike, Heinke. Man machte aus Frauennamen Männernamen, z.B. Frauko, Hello, Gesko, und umgekehrt aus Männernamen Frauennamen, z. B. Diederike, Gerhardine, Jannette.
Hier einige Beispiele ostfriesischer Vornamen, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder leichten Änderungen unterlagen, da sie zum Teil aus dem Holländischen und aus dem Angelsächsischen beeinflusst sind.
Männliche ostfriesische Vornamen:
Aiko, Alf, Bajo, Bauko, Derk, Eiko, Feiko, Garlef, Hajo, Immo, Jan, Klaas, Meinert, Nanko Olerk, Redolf, Siebert, Sunko, Teiko, Tjado, Ubbo, Weeko, Wielf.
Weibliche ostfriesische Vornamen:
Aika, Antke, Beka, Bonna, Djura, Doortje, Elma, Folinde, Folma, Gesa, Gunda, Harda, Hiska, Iba, Jaika, Kenna, Lüka, Meina, Nomda, Mooltje, Onka, Rena, Seida, Sobine, Tadine, Tamma, Uda, Wanda, Wiebke