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Teetied / Teezeit

Ostfriesen und Tee, das gehört einfach zusammen. Im Schnitt trinkt jeder Ostfriese sieben Pfund Tee im Jahr, da können ihm in Europa höchstens noch die Iren das (Tee-)Wasser reichen. In Ostfriesland gibt es täglich vier Teepausen, bei denen mindestens je drei Tassen Tee getrunken werden: die erste früh am Morgen, dann gegen 11 Uhr (das "Elführtje", gern auch zusammen mit einem Schnaps serviert), eine am Nachmittag und dann noch einmal am Abend.

Zum Tee kamen die Ostfriesen über ihre holländischen Nachbarn, die Anfang des 18. Jahrhunderts den Tee nach Europa brachten. Da damals das Wasser aus hygienischen Gründen zum Trinken abgekocht werden musste, war der Tee eine willkommene Geschmackszugabe. Die Teekultur in Ostfriesland wurde über die Jahre so tief verwurzelt, dass im zweiten Weltkrieg im Rahmen der Rationierung von Nahrungsmitteln, nur für die Ostfriesen, neben den allgemein üblichen Lebensmittelkarten gesonderte "Teekarten" ausgegeben wurden.

Die Zubereitung von echtem Ostfriesentee erfolgt nach strengen Regeln: Neben dem richtigen Wasser - besonders weich sollte es sein - ist vor allem die Wahl der Teesorte entscheidend. Nicht überall, wo "Ostfriesen-Mischung" drauf steht, ist auch Ostfriesentee drin. Eigentlich bieten nur die in Ostfriesland ansässigen Teehäuser die richtige Mischung an: feinster Assam-Tee zusammen mit etwas Darjeeling- und Ceylon Tee, in einem immer wieder neu zusammengestellten Verhältnis, garantieren eine konstante Qualität. In eine nur für diese Zwecke gedachte, zuvor erwärmte Kanne werden pro Tasse ein Teelöffel Tee sowie ein weiterer Teelöffel "für die Kanne" gegeben und mit soviel kochendem Wasser übergossen, dass die Teeblätter gerade eben bedeckt sind. Für eine anregende Wirkung sollte der Tee drei Minuten ziehen, für eine eher beruhigende Wirkung fünf Minuten lang. Erst dann wird die Kanne ganz mit heißem Wasser gefüllt. Damit der Tee nicht bitter wird, kann der Tee durch ein Sieb in eine weitere vorgewärmte Kanne gegossen werden. In die Tassen kommt zuerst ein "Kluntje" (weißer Kandis), der beim Einschenken des Tees herrlich knistert und dem Tee die leckere Süße gibt. Dann folgen einige Tropfen echter Sahne, die in der Tasse das berühmte "Wulkje" (Wölkchen) zaubern. Wer jetzt den Tee umrührt, der offenbart nicht nur eine gewisse Kulturlosigkeit, nein, dem entgeht auch noch der wahre Teegenuss: Am Anfang kommt die cremige und etwas kühlere Sahneschicht, gefolgt vom herben Geschmack eines echten Ostfriesentees, gekrönt durch die Süße am Schluss. Zum Zeichen, dass man keine weitere Tasse Tee wünscht, lässt man einfach den Löffel in der Tasse liegen. Dieses Zeichen wird in ganz Ostfriesland verstanden und akzeptiert. Unkundige dieses Ritus sollen schon dabei beobachtet worden sein, wie sie dutzende Tassen Tee trinken mussten...