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Auricher Geschichte

Die Geschichte Aurichs lässt sich bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Ursprungssiedlung Aurechove wird erstmalig in einer friesischen Rechtsaufzeichnung aus dem Jahre 1276, dem Brokmerbrief, erwähnt. Die älteste Siedlungsspur in der Auricher Kernstadt (Gefäß-Bruchstücke) stammt aus dem 9. Jahrhundert und wurde 2009 bei Ausgrabungen entdeckt. Sie lag um die Lambertikirche herum, die vom Grafen Moritz von Oldenburg gestiftet und dem Heiligen Lambertus, dem im Jahre 703 getöteten Bischof von Maastricht, geweiht wurde. Ihr wuchtiger Kirchturm, der sich in heutiger Form seit 1662 zeigt, ist eines der Wahrzeichen der Stadt.

Im späten Mittelalter folgte eine Zeit, geprägt von Konflikten mehrerer Häuptlings-Familien, die erst endete, als sich um 1350 die Cirksenas durchsetzen konnten, das spätere Grafen- und Fürstengeschlecht. Diese residierten zunächst in Emden, verlegten aber 1561 nach Auseinandersetzungen mit Repräsentanten der Hafenstadt ihren Hof nach Aurich. Nach dem Aussterben der Cirksenas übernahmen die Preußen die Herrschaft über Ostfriesland. Am 7. Juni 1744 wurde Aurich ohne Widerstand von 500 preußischen Soldaten und Beamten besetzt. Am 23. Juni huldigte das Land der preußischen Krone. Aurich blieb Sitz der Landesbehörden, erhielt eine Kriegs- und Domänenkammer und wurde Regierungshauptstadt der preußischen Provinz Ostfriesland. In der napoleonischen Epoche besetzten zunächst holländische, später französische Soldaten die Stadt. Ostfriesland wurde als „Departement de l’Ems-Oriental“ („Ost-Ems“) dem französischen Kaiserreich angegliedert. Aurich war Sitz des obersten französischen Beamten, des Präfekten. Nach dem Wiener Kongress wurde die Stadt mit Ostfriesland dem Königreich Hannover zugeschlagen, fiel dann nach dem Deutschen Krieg 1866 wieder an Preußen. Ihren Status als Verwaltungszentrum Ostfrieslands konnte Aurich unter den verschiedenen Herrschaften erhalten. Zu einer Industrialisierung kam es in jener Zeit hingegen nicht. Wirtschaftlich blieb die Stadt von ihrer Stellung als bedeutender Viehhandelsplatz geprägt, die sie seit dem 14. Jahrhundert immer weiter ausbauen konnte. Im 20. Jahrhundert erhielten die Nationalsozialisten ab Mitte der 1920er Jahre immer mehr Zulauf. Bei den Reichstagswahlen 1932 wählten 44,2 % der Stimmberechtigten im Regierungsbezirk Aurich die NSDAP. Die Wahlen von 1932 und 1933 besiegelten schließlich das Ende der jungen Demokratie. Für Juden, Kommunisten und andere den neuen Machthaber nicht genehme gesellschaftliche Gruppen begann eine Zeit der Ausgrenzung, der Verfolgung und des Mordes. Von großen Bevölkerungsschichten wurden die Nationalsozialisten hingegen begeistert empfangen. In den Folgejahren kam es zu einigen Großveranstaltungen in Aurich mit mehreren Tausend begeisterten Zuhörern. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es auch in Aurich zu den von der Reichsleitung der Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen gegen die Juden, die später als „Reichskristallnacht“ oder Novemberpogrome 1938 bezeichnet wurden. Zwei Jahre später wurde die Stadt als "judenfrei" gemeldet. Während des Zweiten Weltkrieges blieb Aurich von größeren Luftangriffen verschont. Dreimal wurde die Stadt bombardiert. Dabei kamen insgesamt 17 Menschen ums Leben und 24 wurden verletzt. Die größten Schäden entstanden am 27. September 1943, als durch Spreng- und Brandbomben 30 Häuser völlig zerstört, 180 schwer und 285 leicht beschädigt wurden. Allein an diesem Tag kamen 13 Menschen ums Leben und 18 wurden verletzt. Im Spätjahr 1944 mussten KZ-Häftlinge des provisorischen KZ Engerhafe Panzergräben rund um die Stadt in Handarbeit errichten. Zweimal täglich zogen rund 2000 Gefangene, sie führten auch die Leichen der Toten mit, mitten durch die Stadt. Innerhalb der zwei Monate starben 188 KZ-Häftlinge. Die nutzlose Befestigung war Teil des von der NSDAP so genannten Friesenwalls.

Nach 1945 wurde die Stadt zusätzlich von vielen Flüchtlingen bevölkert. Zählte sie bei Kriegsausbruch 7089, waren es Ende 1945 bereits 10.350 Einwohner geworden. Ein Problem waren dabei die nicht vorhandenen Arbeitsplätze für die Bevölkerung. In den 1990ern begann der Aufstieg des 1984 gegründeten Windenergieanlagenherstellers Enercon, der binnen dreier Jahrzehnte nach seiner Gründung zu einem internationalen Industrieunternehmen mit einer fünfstelligen Mitarbeiterzahl weltweit heranwuchs. Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Brockzetel, Dietrichsfeld, Egels, Extum, Georgsfeld, Haxtum, Kirchdorf, Langefeld, Middels, Pfalzdorf, Plaggenburg, Popens, Rahe, Sandhorst, Schirum, Spekendorf, Tannenhausen, Walle, Wallinghausen und Wiesens im Rahmen der niedersächsischen kommunalen Gebietsreform dem Stadtgebiet Aurichs zugeschlagen. Durch die Eingemeindung weiterer Teile des heutigen Stadtgebiets vergrößerte sich die Einwohnerzahl Aurichs, um mehr als das Doppelte seiner vorherigen Größe und überschritt die 30.000-Einwohner-Marke. Seit der Kommunalreform ist Aurich somit die nach Einwohnern zweitgrößte Kommune Ostfrieslands. 

Über die Deutung des Stadtnamens gibt es verschiedene Hypothesen. Entweder er ist einer Person (Affo, ostfriesischer Vorname) und seinem Besitz (Reich) zuzuordnen oder er bezieht sich auf ein Wasserwerk an der fruchtbaren, wasserreichen Niederung des Flüsschens Aa (oder Ehe), an dem die Stadt errichtet wurde. Bekannt sind die Schreibweisen Aurichove, Aurike, Aurikehove, Auryke, Auwerckhove, Auwerick, Auerk, Auwerck, Auwreke, Awerck, Awreke, Awrik, Auwerich und Aurickeshove.

Die Stadt Aurich zählt heute gut 40.000 Einwohner, war um 1900 aber noch eine überschaubare Stadt von etwa 5000 Einwohnern. Ein wesentlicher Schub in der Einwohnerentwicklung ergab sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als viele Flüchtlinge aus den früheren Ostgebieten des Deutschen Reiches aufgenommen wurden. Die Einwohnerzahl Aurichs lag 1945 nahezu um 50 Prozent höher als 1939. Ein zweiter Schub in der Einwohnerentwicklung ergab sich durch die Eingemeindung vieler kleiner Umlandgemeinden im Zuge der Niedersächsischen Kommunalreform 1972. Die Zunahme der Einwohnerzahl seit 1990 ergibt sich zum einen aus Personen, die aus den neuen Bundesländern nach Aurich gezogen sind, noch mehr aber aus Spätaussiedlern, die in Aurich eine neue Heimat gefunden haben. Seit Ende der 1990er Jahre liegt die Einwohnerzahl Aurichs recht konstant bei etwas mehr als 40.000.

Weitere Informationen über die ostfriesische Kultur und der Auricher Stadtgeschichte vermittelt das Historische Museum. Gesammelt werden archäologische Funde, dass Erbe der ostfriesisch-fürstlichen Familie sowie Wertvolles und Alltägliches aus dem Leben von Männern, Frauen und Kindern. Alle Ausstellungsstücke werden überprüfbar und verständlich erläutert.