Plattdeutsch, unsere Muttersprache!
Plattdeutsch ist kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache, davon sind jedenfalls die meisten Platt-Schnacker überzeugt. Eine wissenschaftliche Abhandlung finden Sie hier nicht, denn „dor för hebt wi hier kien Bott“ (keinen Platz), sondern eher eine Erklärung was Platt für uns ist.
Wer Plattdeutsch spricht, versteht vieles aus dem Niederländischen und findet viele Gemeinsamkeiten zu anderen Sprachen z.B. mit dem Englischen. Auch in einigen schwedischen Landstrichen sollen sich sprachliche Ähnlichkeiten finden, wie uns ein Schwede berichtete.
Nicht jeder Einheimische spricht noch Platt. Besonders in den Jahren um 1960-70 galt Plattdeutsch als „uncoole Bauernsprache“. Da das Landvolk nur Platt sprach, hatten deren Kinder arge schulische Probleme mit dem Hochdeutschen, das von der Obrigkeit gesprochen und gelehrt wurde. Sie wurden ausgelacht, als sie Platt- und Hochdeutsch mischten und falsche Grammatik anwandten. Viele Eltern stiegen um und sprachen nur noch Hochdeutsch; fast ging die plattdeutsche Sprache verloren.
Heute findet eine Rückkehr statt: Kindergärten, Schulen und Abendschulen bieten unsere Sprache wieder an, Enkel lernen von Großeltern. Niederdeutsche Bühnen erfreuen sich zahlreicher Besucher. Wer die „Norddeutschen Pflanzen“ Ina Müller und Yared Dibaba kennt, weiß, dass Plattdeutsch wieder modern und gesellschaftsfähig wird. Die Gruppe Godewind ist mit ihren plattdeutschen Texten schon lange ein kultureller Bestandteil der Musikszene und weit über die plattdeutschen Grenzen hinweg bekannt. Heute sagt man: „Ich bin hier geboren, ich bin platt“ und ist stolz darauf.
Was Plattdeutsch so besonders macht? Es ist eine Sprache die verbindet, man ist schnell auf „Du-und-Du“. Es ist, als gehöre man zu einer großen Familie. Wo Platt gesprochen wird, findet man Nähe, ein Teil Zuhause, seine Wurzeln. Plattdeutsche Auswanderer, deren Plattdeutsch sprechende Kinder und Enkel fühlen sich immer noch mit unserer Region verbunden, obwohl Sie hier nicht aufgewachsen sind. Plattdeutsch fühlt sich menschlicher an. Hochdeutsch wirkt auf einen „Plattdeutschen“ distanzierter.
Beleidigungen und Schimpfwörter hören sich fast „zärtlich“ an. Direkte Beschimpfungen werden selten per „Sie“ ausgesprochen, auch wenn man eine Person mit „Sie“ anredet, wird per „Du“ beschimpft. Es ist oftmals auch nicht ganz so persönlich gemeint, als wenn man sich auf Hochdeutsch beschimpft. Wenn ein „Plattdeutscher“ jedoch jemanden auf Hochdeutsch beschimpft, ist es wirklich ernst… „du Mors“ ist also liebevoller als „du Ar…“. „Sie Ar…“ wäre ganz übel und wird von uns wohl nie benutzt.
Sprüche lassen sich kaum hochdeutsch übersetzen und würden irgendwie ihre Bedeutung verlieren. Wer über einen anderen sagt: „de is dörnanner as ´n Büddel Tabak“ würde nie im Hochdeutschen sagen: „der ist durcheinander wie ein Beutel Tabak“, sondern nur: „der ist verwirrt“. Die Sprüche sind sehr bildhaft und ziehen oft ein Schmunzeln nach sich.
Der Schrankenwärter ist kein Schrankenwärter sondern ein „Eisenbahn-Pfahl-rauf-und-runter-Dreher“ was sich im plattdeutschen sehr humorig anhört. Fragen Sie auch mal, was denn ein „Porchstohl“ ist.
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