Argan ist ein Hypochonder durch und durch. Überzeugt davon, an zahlreichen Krankheiten zu leiden, beschäftigt er sich pausenlos mit seinen körperlichen Gebrechen und unterzieht sich fragwürdigen Behandlungen, die sich seine Ärzte teuer bezahlen lassen. Einzig allein das Hausmädchen Toinette öffnet ihm die Augen für die Profitgier der Ärzteschaft und deren mangelnde Kompetenz. Doch den wohlhabenden Argan interessiert das nicht, vertraut er doch auf das Wissen der scheinbar so gelehrten Mediziner. Seine egozentrische Besessenheit geht so weit, Tochter Angélique mit dem plumpen Jungarzt Thomas Diafoirus zu verheiraten, um damit die Gratisversorgung seiner Krankheiten abzusichern. Angélique jedoch liebt Cléante, einen Mann ohne medizinischen Titel. Zu Argans Verdruss lehnt sie die Heirat ab, woraufhin er droht, sie ins Kloster zu stecken. Der intriganten Stiefmutter Béline kommt das gerade recht – denn während sie Argan Verständnis und Mitgefühl für seine Leiden vorgaukelt, wartet sie nur darauf, Angélique das Erbe streitig zu machen. Und dann ist da noch Argans Bruder Béralde, der Ärzte verabscheut und Bélines durchtriebenes Spiel durchschaut. Zur Krönung schmiedet er gemeinsam mit Toinette den Plan, Argans Tod vorzutäuschen. Argan soll sehen, wie sehr Béline und Angélique um ihn trauern. Doch dadurch gerät Argans selbstbezogenes Leben gewaltig durcheinander. In einer absurd-komischen Satire über die Medizin seiner Zeit, in der Ärzte neue Erkenntnisse ablehnten und stattdessen überholte Behandlungsmethoden verordneten, kreierte Molière eine schonungslos-zynische Bestandsaufnahme menschlicher Schwächen – von Profitgier und Scheinheiligkeit über Selbsttäuschung und Narzissmus bis hin zur Blindgläubigkeit an das, was als Medizin bezeichnet wurde. Jean-Baptiste Molière war nicht nur der größte französische Komödienschreiber, sondern auch Schauspieler und Theaterdirektor, der es es meisterhaft verstand, sein Publikum zu unterhalten und im selben Zug über gesellschaftliche Missstände aufzuklären. Mit seinem Werk schuf er einen Klassiker der Theaterliteratur, indem er die Tragödie zur Komödie formte und die ernste Thematik Krankheit und Tod humorvoll aufbereitete. Seine skurillen Charaktere spiegeln die Menschen in all ihrer Ironie und liefern mit scharfen Pointen eine großartige Unterhaltungskomödie. Das eindrucksvolle Kostüm- und Maskenbild im barocken Pop-Punk-Stil lassen die Pracht und Extravaganz des französischen Hofes lebendig werden, während es zugleich durch moderne Elemente eine Verbindung zur Gegenwart schafft. DER EINGEBILDETE KRANKE war das letzte Stück, das Molière 1673 am französischen Königshof uraufführte. Die Hauptrolle spielte Molière selbst, der zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich angeschlagen war. Während der 4. Vorstellung im Februar desselben Jahres brach Molière infolge eines Blutsturzes auf der Bühne zusammen und verstarb nur wenige Stunden danach.
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